TRAUMAFOLGESTÖRUNGEN

Häufig ist Sucht eine Traumafolgestörung. Suchtkranke Menschen haben oft in ihrer Kindheit schwere Belastungen erlebt. Typischmsind emotionale Vernachlässigung durch Fürsorgepersonen, Erfahrungen von seelischer, körperlicher und sexualisierter Gewalt in der Familie oder durch Dritte. Auch Mobbing in der Schule kann zu einer erheblichen Traumatisierung führen.

Sucht hat viele negative Folgen

Nutzen Betroffene dann Drogen, Alkohol und andere Substanzen, um die psychischen Belastungen nicht mehr so zu spüren, entstehen neue Risiken. Sie können eine Abhängigkeit entwickeln, mit vielfachen negativen Folgen für den Menschen und seine Lebenssituation. Außerdem können sich die Betroffenen vor Gefahren schlecht schützen. Sie gehen zum Beispiel Beziehungen zu Menschen ein, die ihnen schaden. Oder sie halten sich an gefährlichen Orten auf, wo sie erneut Opfer von Gewalt werden können. Möglicherweise tun sie anderen Menschen etwas an, das sie später, wenn sie clean leben, bedauern. Manchmal leiden sie an schweren Selbstvorwürfen.

Symptome komplexer Traumatisierung sind zum Beispiel
  • Depressive Verstimmungen, oft verbunden mit Selbstentwertung und Schuldgefühlen
  • Angststörungen, zum Beispiel die Angst, im Kontakt mit anderen etwas falsch zu machen
  • Leiden durch Wiedererinnern schlimmer Erfahrungen
  • Erleben von Flashbacks (das Gewesene noch einmal so zu erleben, als finde es wieder statt)
  • Schlafstörungen und Albträume
  • Dissoziative Störungen, z.B. Erinnerungslücken den Alltag betreffend, die Welt um sich herum als unwirklich erleben, den eigenen Körper als nicht zu sich gehörend empfinden
  • Probleme, die eigenen Impulse und Affekte / Gefühle zu kontrollieren. Störungen der Affektregulation können sein: anhaltende Verstimmung, chronische Suizidgedanken, Selbstverletzungen, aufbrausende oder extrem unterdrückte Wut und zwanghafte oder gehemmte Sexualität
  • Große Probleme in den Beziehungen zu anderen Menschen
  • Erhebliches Misstrauen gegenüber anderen
  • Schreckhaftigkeit und Übererregbarkeit
  • Somatisierungssymptome und Schmerzsymptome
Die Therapie stärkt die Selbstwirksamkeit

Die Therapie der Traumafolgestörungen in der Einzelbehandlung orientiert sich an den Richtlinien der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatherapie (DeGPT). Wir arbeiten mit den Verfahren EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing / EMDRIA: Desensibilisierung und Informationsneuverarbeitung mittels Augenbewegungen).

Stabilisierungsphase

Hier geht es um die Ich-Stärkung, Symptomreduktion und Ressourcenmobilisierung.

Viele traumatisierte Menschen wissen selbst bereits recht gut, was ihnen hilft. Das kann Ablenkung durch fernsehen oder Musik hören sein. Viele erleben Sport als entlastend, andere lesen oder hören Hörbücher, malen oder nutzen Entspannungsübungen. Das Erfassen dieser vorhandenen Ressourcen ist auch wichtig, weil Betroffene sie unterschätzen oder nicht wahrnehmen.

Wir helfen den PatientInnen, weitere Möglichkeiten kennenzulernen und zu überprüfen, ob sie für sie hilfreich sind.

Dazu gehören die Arbeit mit stabilisierenden Methoden im EMDR, stabilisierenden Imaginationen, Affekt- und Dissoziationskontrolle mit Hilfe von Achtsamkeits- und Imaginationsarbeit und die Arbeit mit verletzten Selbstanteilen und selbstverletzenden Anteilen (PITT: Psychodynamisch Immaginative Traumatherapie, Luise Reddemann).

Sorgfältige Begleitung durch unsere TherapeutInnen

Während dieser Phase lernen die PatientInnen, Symptome zu verstehen und  wirksam Einfluss zu nehmen. Sie erleben mehr Kontrollkompetenz, lernen, sich von Erinnerungen zu distanzieren, sich auf die Gegenwart besser zu konzentrieren und ihre Beziehungen zu anderen konfliktfreier zu gestalten.

Traumakonfrontation

Wenn eine Patientin / ein Patient stabil genug ist, kann mit Traumakonfrontation begonnen werden. Voraussetzung dafür ist neben der psychischen Stabilität der ausdrückliche Wunsch der PatientInnen zu diesem Schritt.

In der Regel arbeiten wir bei der Traumakonfrontation mit EMDR und verbinden diese mit stabilisierenden Methoden von PITT.

Die Landkarte der Psyche weist Wege

Mittels einer so genannten Traumalandkarte erarbeiten die Therapeuten mit den PatientInnen, um welche belastenden Erfahrungen es sich handelt, wann und wie oft sie erlebt worden sind und welche Folgen daraus für das heutige und zukünftige Leben bestehen. Bevor mit der Behandlung am Traumamaterial selbst begonnen wird, lernt die Patientin / der Patient das Verfahren an einem Ereignis kennen, das keine Verbindung zum Traumanetzwerk aufweisen sollte. Die Vorgehensweise und mögliche Risiken werden ausführlich besprochen.

Während der Phase der Traumakonfrontation wird oft mehr als eine Sitzung pro Woche angeboten, um den Prozess des Durcharbeitens zu beschleunigen.

Zusätzliche ressourcenorientierte Sitzungen sorgen dafür, dass die PatientInnen in ihrem Alltag stabil bleiben.

Da unsere PatientInnen häufig komplexe Traumafolgestörungen aufweisen, empfehlen wir eine ambulante Weiterbehandlung nach der stationären Rehabilitation. Oft kann während der Rehabilitation nicht alles durchgearbeitet werden, was im Traumanetzwerk vorhanden ist.

Wir unterstützen unsere PatientInnen bei der Suche nach TherapeutInnen am Wohnort. Hilfreich ist, wenn ein Vorgespräch bereits während der Rehabilitation stattfindet.

Weitere Informationen

www.degpt.de (dort zu: Leiden Sie unter den Folgen einer traumatisierenden Erfahrung?)

www.emdria.de (dort zu: Patientenaufklärung über die Behandlung mit EMDR, Patienteninformationen Kommentar und Vorlagen für Erwachsene und Kinder und Jugendliche)